Offshore-Wind: So sieht der Job von Betriebs- und Wartungsingenieur Jan aus

Erfahrungsbericht, Betriebsingenieur, Wartungsingenieur

Jan (31) vereint in seinem Job als Senior Betriebs- und Wartungsingenieur Schreibtischarbeit auf dem Festland und Abenteuer auf offener See. In diesem Interview nimmt er uns mit in die Projektarbeit in der Offshore-Windindustrie.

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Was ist das Beste an Deinem Job?

Ganz klar, der Meeresaspekt! Auf dem Meer zu arbeiten ist einfach etwas Besonderes. Die meisten kennen das Meer maximal von Kreuz- oder Fährfahrten, doch die wenigsten wissen, was jenseits der Küsten passiert. Das ist eine ganz eigene Welt. Als Ingenieur fahre ich allerdings nicht regelmäßig raus, sondern nur für „besondere Anlässe“, wie beispielsweise bei Defekten oder bei der Implementierung neuer Prozesse. Das Tagesgeschäft obliegt den Betriebsleitenden sowie den Technikerinnen und Technikern.

Was sind Deine Aufgaben als Betriebs- und Wartungsingenieur?

In der Projektphase kümmere ich mich darum, dass die Offshore-Windparks rechtzeitig betriebsbereit sind. Dies geschieht vor dem Übergang von der Bau- in die Betriebsphase. Dafür erstelle ich unter anderem Inspektions- und Wartungskonzepte und leiste technische Unterstützung beim Abschluss der erforderlichen Dienstleistungsverträge. Sobald die Windparks in Betrieb genommen sind, gehören etwa das Vertragsmanagement oder die Zustandsüberwachung und die technische Optimierung bestehender Wartungsprozesse zu meinen To-dos.

Deine Arbeit ist aufgeteilt in Land- und See-Phasen. Gibst Du uns einen Einblick in die Unterschiede?

Gern. Meine Land-Arbeitszeiten sind in der Regel von 9 bis 18 Uhr. Ich habe die Möglichkeit sowohl im Homeoffice als auch im Büro zu arbeiten. In der Offshore-Phase sieht es da ganz anders aus: Hier sind 12-Stunden-Schichten an der Tagesordnung. Diese Einsätze finden aufgrund des Wetters in der Regel in den Sommermonaten statt. Im Frühjahr und Winter widme ich mich dementsprechend vorwiegend der Vor- und Nachbereitung. Wie die Arbeitsplätze und -zeiten, unterscheiden sich auch meine Aufgaben sehr stark. Als Betriebs- und Wartungsingenieur bin ich daher eher ein Generalist.

Offshore Windpark, Windräder auf dem Wasser

 

Es gibt also keinen typischen Arbeitstag oder wiederkehrende Aufgaben?

Ja, genau. Typische tägliche Aufgaben gibt es in meinem Beruf eigentlich nicht. Immer wiederkehrend sind allerdings To-dos wie die Erstellung und Prüfung von Betriebsdokumentationen wie etwa Arbeitsanweisungen oder die Prüfung von Service-Angeboten. Außerdem kümmere ich mich um die fortlaufende Koordinierung in der Vorbereitung von Wartungskampagnen. Darüber hinaus erstelle ich Dokumentationen zur Darlegung eines technischen Sachverhalts oder auch die Verteidigung einer Position (z. B. bei Claims).


Warum passt dieser Job in der Offshore-Windbranche zu Dir?

Ich möchte an etwas arbeiten, das greifbar ist – das ich sehen kann. Darüber hinaus ist mir Abwechslung sehr wichtig. Beides bietet mir mein Job als Betriebs- und Wartungsingenieur. Gerade im Betrieb kommen strukturelle, mechanische wie elektrotechnische Themen zusammen, wodurch ich immer wieder neu gefordert werde. Gleichzeitig ist die Offshore-Windindustrie relativ jung und hat entsprechend noch viel Entwicklungspotenzial, was ich sehr spannend finde.

Zum Schluss noch zwei kurze Entweder-oder-Fragen:

Berufserfahrung oder Ausbildung?

Ein Studium ist eine solide Basis, doch am Ende ist es die Berufs- bzw. die Praxiserfahrung, die den Unterschied macht. Ich selbst habe einen Bachelor- und einen Master-Abschluss. Die meisten Erfahrungen habe ich jedoch bei Offshore-Einsätzen gesammelt. Mittlerweile blicke ich auf fast sechs Jahre Berufserfahrung als Ingenieur in der Offshore-Industrie zurück.


Projekt beim Global Player oder Hidden Champion?

Dadurch, dass ich beides bereits erlebt habe, kann ich sagen: Beide Varianten haben definitiv ihren Reiz. Doch für alle Nachwuchs-Ingenieurinnen und -Ingenieure kann es nicht genügend Perspektiven geben. Ich würde daher empfehlen, auf jeden Fall in die Arbeit bei einem Global Player hineinzuschnuppern, etwa im Rahmen eines Trainee-Programmes.



Vielen Dank für das Gespräch.