Die Arbeitswelt der Zukunft: Sind Start-ups die Lösung für mehr Innovationen?

Plug & Play, Brunel, Mark Ratjen

Innovationen vorantreiben: Dieses ehrgeizige Ziel verfolgt das Plug and Play Tech Center aus dem Silicon Valley. Es unterstützt einerseits Start-ups in ihrer Frühphase und vermittelt  andererseits  Kontakte zu Kunden, um Synergieeffekte sowie technischen Fortschritt zu fördern. Von diesem Konzept überzeugt, kooperiert Brunel seit dem 1. April 2023 mit der Firma – vorerst mit einer
Laufzeit von einem Jahr.

Die Kerntätigkeit der Innovationsfabrik ist unserem Geschäftsmodell bei Brunel ähnlich“, sagt Mark Ratjen, Global Innovation Lead und Leitung Digital DACH-CZ. „Während es Start-ups mit renommierten Unternehmen aus dem Technologiebereich zusammenbringt, verbinden wir Spezialistinnen und Spezialisten mit weltweiten Projekten. Denn insbesondere Firmen in diesem Bereich sei es wichtig, am Puls der Zeit zu bleiben, erklärt er. Hier setzt das im Jahr 2006 gegründete Plug and Play Tech Center an: Der selbst ernannte Zukunftsförderer aus den USA sucht, bewertet, vernetzt und investiert in Start-ups. Auf diese Weise unterstützte das Unternehmen unter anderem heutige Global Player wie Dropbox oder PayPal in ihrer Frühphase und machte deren Erfolg möglich. „Ohne Innovationen von außen können sich Tech-Firmen nicht langfristig am Markt behaupten. Angesichts internationaler Konkurrenz und stetiger Weiterentwicklungen kann Stillstand gerade hier zu Wettbewerbsnachteilen führen“, weiß Mark Ratjen, der seit 2019 unter anderem für Digitalisierungsprojekte bei Brunel DACH-CZ sowie für globale Innovationsthemen verantwortlich ist.

Die Vision: weltverändernde Innovationen

Inzwischen ist Plug and Play an über zwei Dutzend Standorten weltweit vertreten und investiert jährlich in mehrere Hundert Gründerinnen und Gründer aus unterschiedlichsten Geschäftsbereichen. Vergleichbar mit Brunel differenziert das Unternehmen seine Arbeit in verschiedenen Branchen: In Deutschland hat sich das US-Unternehmen auf Start-ups aus dem Handel, Versicherungen, Automotive und der Pharmaindustrie spezialisiert. Mit der Vision, an weltverändernden Innovationen beteiligt zu sein, hat Initiator Saeed Amidi bis jetzt ein Netzwerk aus über 50.000 Start-ups, 500 weltweit führenden Konzernen sowie zahlreichen Universitäten und Regierungsbehörden aufgebaut. Diese Kontakte stehen allen Kunden des Techcenters zur Verfügung. „Auch wir haben seit dem Frühjahr einen Zugang zu diesem sogenannten Playbook von Plug and Play. In dem Verzeichnis können wir nach Keywords, Branchen, Standorten und Firmentypen suchen und lernen so Start-ups sowie Innovationstreiber:innen kennen, die wir durch eigene Recherche vermutlich nicht so schnell gefunden hätten“, erläutert der 39-Jährige.

Brunel, Mark Ratjen, Plug & Play

Porträt Mark Ratjen

Mark Ratjen (39) studierte Betriebswirtschaft (Diplom) an der Universität Bremen. Seit November 2011 arbeitet er bei Brunel: Zunächst war er am Standort Bremen im Bereich Marketing tätig, ehe er 2014 mit der Abteilung nach Düsseldorf wechselte. Seit 2019 verantwortet er die digitale Transformation des Unternehmens in der DACH-Region und in Tschechien. Jüngst übernahm er außerdem die Rolle des Global Innovation Lead bei Brunel.

Innovative Gründungsprojekte bieten Potenziale 

Das Hauptaugenmerk in der Kooperation mit Plug and Play liegt für Brunel als Ingenieurdienstleister auf der Integration neuer Technologien. Einen ersten Eindruck von den Optionen gewannen Mark Ratjen und der Leiter der globalen Brunel Abteilung für Digitalisierung und Innovation, Alexander van Dijk, bereits im Juni direkt vor Ort. Ebenfalls Teil des Teams ist Mike Duncan. Er unterstützt als strategischer Account Director und Global Innovation Lead. „Unsere Besichtigung des Silicon Valleys war sehr spannend. Das herausragende Thema bei den Messen und Events, die wir besucht haben, war die Künstliche Intelligenz“, sagt Ratjen. „Insbesondere die AI-Tools werden die Arbeitswelt grundlegend verändern. Entsprechend hilft uns das Plug and Play Tech Center den Anschluss an Neuerungen zu halten und von anderen Branchen zu lernen.“ Interne und externe Abläufe immer besser und effizienter zu gestalten sei grundsätzlich Teil der Unternehmenskultur von Brunel. „So beschäftigen wir uns intensiv damit, Prozesse zu digitalisieren. Insbesondere in den Bereichen der KI-basierten Datenauswertung sehe ich Optimierungspotenzial. Unser Ziel ist es, Projektbearbeitungs und -durchlaufzeiten zu reduzieren, dabei werden uns passende Gründungsprojekte unterstützen“, erklärt der 39-Jährige. 

 

Der beste Pitch gewinnt

Im regelmäßigen Austausch zwischen Brunels Innovation Manager Rogier Nieuwkamp, der das Projekt federführend betreut, und dem Kontakt bei Plug and Play werden die von beiden Seiten identifizierten Herausforderungen und Entwicklungsmöglichkeiten besprochen. Anschließend wird aus dem umfangreichen Tech-Netzwerk eine Liste adäquater Start-ups erarbeitet: In einer zwei- bis dreistündigen Sitzung stellen Mitarbeitende der US-Innovationsfabrik Unternehmen vor, die auf die geschäftlichen Herausforderungen und technologischen Schwerpunkte von Brunel abgestimmt sind. Dabei treffen die Network-Expertinnen und -Experten aus Kalifornien bereits eine Vorauswahl und sammeln detaillierte Informationen über den Werdegang der Gründer:innen sowie bisherige Referenzen. Aus diesen Vorschlägen wählt das Global-Digital-Team von Brunel bis zu sechs Jungunternehmen mit den am besten passenden Lösungen aus. Plug and Play vereinbart daraufhin gemeinsame „Dealflow Sessions“. Im Rahmen dieser 30- bis 45-minütigen Termine finden die Präsentationen der Start-ups digital oder vor Ort statt. „Anschließend entscheiden wir, ob und mit welchem Gründungsprojekt wir zusammenarbeiten wollen, testen in sogenannten Demo-Sessions das jeweilige Produkt und entscheiden dann, welche Innovation wir für unsere Organisation übernehmen“, erklärt der Digitalisierungsprofi.

Plug & Play, Brunel,
In Präsentationen und Podiumsdiskussionen informieren Mitarbeitende des Techcenters über neue Trends und Zukunftsvisionen.

KI in der Arbeitswelt

Ob in der Werbebranche, bei Übersetzungsdienstleistungen oder im Gesundheitswesen: Künstliche Intelligenz (KI) ist längst im Alltag angekommen. Die Bedeutung des damit zusammenhängenden maschinellen Lernens ist auch in der Arbeitswelt spürbar und wird weiter zunehmen. Wie fortgeschritten diese Entwicklung ist, erläutert Mark Ratjen an einem Anwendungsbeispiel: „Bei Brunel
steht das Automated Matching in den Startlöchern. Dabei werden die Lebensläufe der Mitarbeitenden in der Datenbank automatisch mit passenden Stellen verbunden.“ Damit derartige maschinell
gesteuerte Abläufe funktionieren können, brauche es eine saubere Datengrundlage – nur so könne die KI auf die relevanten Werte zugreifen. Am Hightech-Standort an der Westküste in den USA machen sich Firmen und Thinktanks Gedanken, wie sich die Berufswelt zukünftig entwickeln wird. „In zahlreichen Gesprächen im Silicon Valley wurde eines sehr deutlich: Die Verknüpfung von Tools, der Austausch und die Analyse von Daten sowie die Digitalisierung von Prozessen bestimmen die Arbeit von morgen – und eine stringente digitale Vernetzung schafft schon heute Marktvorteile“, sagt Ratjen. Insbesondere bei der Abwicklung von Kundenanfragen oder -verträgen sieht er viel digitales Potenzial, um die Tätigkeiten und Abläufe bei Brunel zu vereinfachen. „Unser Ziel ist, dass Menschen und Technologie sich in Zukunft bestmöglich ergänzen. Auf dem Weg hin zu mehr Digitalisierung müssen Kolleginnen und Kollegen jedoch Stück für Stück mitgenommen werden, um Abläufe noch effizienter zu gestalten.“

Text: Nicolas Schiffler