Was sind Compliance-Manager:innen? Aufgaben, Ausbildung, Bedeutung

Umweltsünden, Korruption, Insidergeschäfte oder Verstöße gegen das Lieferkettengesetz: Das sind typische Themen, mit denen sich Compliance-Manager:innen in Unternehmen beschäftigen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, sicherzustellen, dass sich alle Angestellten an rechtliche, ethische und unternehmensinterne Regeln und Richtlinien halten. Damit wenden sie nicht nur Strafen und Schadenersatzforderungen ab, sondern sorgen auch dafür, dass das Markenimage nicht beschädigt wird. Reale wie auch vermeintliche Fehltritte können weitreichende Konsequenzen für die betroffenen Unternehmen haben. Daher kommt der Arbeit von Compliance-Managerinnen und -Managern eine hohe Bedeutung zu.

Bedeutung und Entwicklung: Compliance und Compliance-Management

Der Begriff Compliance bezeichnet sinngemäß die Einhaltung von Gesetzen, Regeln und Normen. So versteht man darunter zum Beispiel im medizinischen Bereich, dass sich Patientinnen und Patienten an ärztliche Therapieanordnungen halten. Die Entwicklung des Compliance-Managements im wirtschaftlichen Sinn hat ihren Ursprung in den USA. Dort lösten Korruptionsskandale in der Rüstungsindustrie, aber auch Interessenkonflikte und Insiderhandel im Finanzsektor die Erarbeitung von Gesetzen und Standards aus.

In Deutschland entstanden unter anderem wichtige Richtlinien wie das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG), das Kreditwesengesetz (KWG) oder das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG). Sie alle gehören zum Handwerkszeug von Compliance-Managerinnen und -Managern in den entsprechenden Branchen. Börsennotierte Unternehmen müssen sich zum Beispiel auch an das Regelwerk des Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) halten.

Mittlerweile sind die Kompetenzen von Compliance-Managerinnen und -Managern nicht mehr nur in Wirtschaftszweigen wie Finanzen und Versicherungen gefragt, sondern auch in vielen weiteren Branchen wie etwa in der IT, im Gesundheitswesen, im Life-Sciences-Sektor, in der Telekommunikation oder in Bereichen wie Automotive oder Erneuerbare Energien. So detaillieren Stellenbeschreibungen etwa explizit IT-Compliance-Manager:innen, die überall dort zum Einsatz kommen, wo es um die Einhaltung von gesetzlichen und regulatorischen Vorschriften im Zusammenhang mit IT-Infrastrukturen und -Systemen geht.

Aufgaben: Was machen Compliance-Manager:innen?

Als Fachkräfte sind Compliance-Manager:innen in erster Linie für die Entwicklung und Etablierung von Compliance-Management-Systemen (CMS) im Unternehmen verantwortlich. In dieser Funktion arbeiten sie meist eng mit Fachabteilungen, der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat zusammen. Daher ist ihre Position häufig im oberen Management angesiedelt.

Die genaue Ausgestaltung der Rolle und Aufgaben von Compliance-Managerinnen und -Managern hängt unter anderem von der Branche und dem jeweiligen Unternehmen ab. IT-Compliance-Manager:innen beispielsweise kümmern sich hauptsächlich um regelkonforme IT-Systeme (etwa im Hinblick auf den Datenschutz), während sich Product-Compliance-Manager:innen zum Beispiel mit der Überwachung von Produktstandards beschäftigt.

Manche Arbeitgeber machen einen Unterschied zwischen Compliance-Officerinnen und -Officern und Compliance-Manager:innen und -Managern, während andere in Stellenbeschreibungen die Berufsbezeichnungen synonym verwenden. Bei den Unternehmen, bei denen ein Unterschied besteht, beaufsichtigen Compliance-Manager:innen häufig die Compliance-Officer:innens, die zum Beispiel aufgrund ihres Spezialwissens für bestimmte Projekte zuständig sind. In diesem Fall stehen Compliance-Manager:innen in der Hierarchie über den Compliance-Officer:innen und -Officern und nehmen ihnen gegenüber eine administrative Rolle ein.

Unabhängig von (branchen‑)spezifischen Anforderungen im Unternehmen gehen Compliance-Manager:innen hauptsächlich diesen Aufgaben nach:

  • Sie stellen die Einhaltung von Gesetzen, Regeln und Normen sowie selbstgesetzter ethischer Standards im Unternehmen sicher. Dazu formulieren sie unter anderem ein internes Regel- und Wertesystem mit Verhaltensrichtlinien (Code of Conduct), die alle Angestellten befolgen müssen. Dieser Verhaltenskodex nimmt oft die Form eines Compliance-Handbuchs an.
  • Um herauszufinden, welche internen und externen Risiken für das Unternehmen bestehen, führen Compliance-Manager:innen Risikoanalysen durch und tragen damit zur Konzernsicherheit bei. Die ermittelten Risiken berücksichtigen sie bei der Weiterentwicklung der Verhaltensrichtlinien.
  • Zur Etablierung des Verhaltenskodexes innerhalb der Belegschaft arbeiten Compliance-Manager:innen an Konzepten zur Unternehmenskultur Sie organisieren bzw. übernehmen unter anderem die Schulung und das Training von Angestellten (ggf. auch externen Lieferant:innen etc.) in Bezug auf Prävention und die Aufdeckung von Verstößen.
  • Compliance-Manager:innen entwickeln ein Compliance-Management-System (CMS). Mit diesem internen Kontrollsystem lassen sich alle betrieblichen Prozesse im Hinblick auf die Einhaltung der Richtlinien (digital) organisieren und überwachen. Das CMS passen sie durch aktuelle Analysen und Maßnahmen kontinuierlich an.
  • Weiterbildung steht ebenfalls auf der Agenda: Compliance-Manager:innen müssen stets auf dem neuesten Stand sein, was Gesetze, Regelungen und Normen angeht. Dazu gehören unter anderem internationale Standards wie zum Beispiel die ISO 37301, eine Norm für den Aufbau, die Umsetzung und die Kontrolle von Compliance-Management-Systemen.
  • Das wichtigste Ziel von Compliance-Manager:innen ist es, durch das regelkonforme Verhalten aller Schaden vom Unternehmen abzuwenden, indem sie die Risiken für Schadenersatzansprüche, Strafverfolgung, Bußgelder oder Imageverlust minimieren.

Karrierewege: Gibt es eine Ausbildung für Compliance-Manager:innen?

In den meisten Stellenausschreibungen für Compliance-Manager:innen wünschen Arbeitgeber ein abgeschlossenes Studium. Studiengänge wie zum Beispiel Rechtswissenschaften, Wirtschaftsrecht, Wirtschaftswissenschaften oder Wirtschaftsinformatik werden dabei favorisiert. Einerseits weist das Berufsfeld Compliance-Management also einen hohen Akademisierungsgrad auf, andererseits gibt es noch nicht allzu viele Studiengänge für eine spezifische Qualifizierung.

Das liegt wohl daran, dass das Berufsbild von Compliance-Manager:innen und -Managern noch vergleichsweise jung ist. Es entwickelt sich aber seit einigen Jahren sehr dynamisch weiter. Das eröffnet Chancen für Quereinsteiger:innen: Viele Compliance-Manager:innen haben zunächst ein allgemeineres Studium (siehe oben) absolviert und sich dann entsprechend durch Berufserfahrung und Weiterbildungen in diesem Bereich qualifiziert.

Eine strukturierte Weiter- bzw. Ausbildung zum Compliance-Manager oder zur Compliance-Managerin (oder Compliance Officer) lässt sich beispielsweise durch zertifizierte Lehrgänge absolvieren, die häufig von nicht öffentlichen Bildungseinrichtungen angeboten werden.

Entscheidender als der Qualifikationsweg dürften in jedem Fall die praktische Erfahrung und das Fachwissen der Bewerber:innen sein: In der Regel handelt es sich nicht um eine Einstiegsposition, da mit dem Compliance-Management eine hohe Verantwortung verbunden ist. Manche Unternehmen bieten aber Juniorstellen an, auf die sich Jobsuchende direkt nach ihrem Studienabschluss bewerben können.

Da das Thema Compliance in Zukunft einen immer höheren Stellenwert einnehmen wird, wächst auch die Bedeutung von versierten Compliance-Manager:innen. Fachkräfte mit einschlägigem Wissen haben ausgezeichnete Karrierechancen und können sich aufgrund der steigenden Nachfrage in einer Vielzahl von Branchen beweisen.

Welche Fähigkeiten sind bei Compliance-Managerinnen und -Managern besonders gefragt?

Zu den wichtigen Hard Skills gehören meist rechtliches Fachwissen über relevante Gesetze, Vorschriften und Normen sowie betriebswirtschaftliche Kenntnisse (etwa, was Analysemethoden angeht).

Viele Arbeitgeber erwarten zudem den routinierten Umgang mit Compliance-Management-Systemen und gängigen Projektmanagement-Tools sowie Fremdsprachenkenntnisse (mindestens Englisch). So sollten sich beispielsweise IT-Compliance-Manager:innen mit spezifischen Richtlinien, etwa in Bezug auf Datenschutz, auskennen und eine ausgeprägte IT-Affinität mitbringen. Bei Product-Compliance-Manager:innen und -Managern wird unter anderem Wissen zur Produktkonformität in der jeweiligen Sparte vorausgesetzt.

Darüber hinaus sind in vielen Stellenbeschreibungen für Compliance-Manager:innen neben Berufserfahrung diese Soft Skills gefragt:

  • Analytisches Denken und schnelle Auffassungsgabe: Compliance-Manager:innen müssen in der Lage sein, komplexe Regelwerke schnell zu durchdringen und korrekt zu interpretieren. Auch bei der Ermittlung von Risiken sind analytische Fähigkeiten von Vorteil.
  • Strukturierte, exakte Arbeitsweise: Um Schaden vom Unternehmen abzuwenden, kümmern sich Compliance-Manager:innen um die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien. Da Fehler weitreichende Folgen haben können, ist eine besonders sorgfältige Arbeitsweise ausschlaggebend.
  • Verantwortungsbewusstsein: Verstöße gegen die Compliance können bei Unternehmen zu existenziellen Image- und Finanzkrisen führen. Compliance-Manager:innen müssen sich daher darüber im Klaren sein, dass mit ihrer Arbeit eine hohe Verantwortung für den Unternehmenserfolg einhergeht.
  • Kommunikationsstärke und Durchsetzungsvermögen: Damit das Compliance-Management im Unternehmen zu den gewünschten Ergebnissen führt, müssen alle Mitarbeitenden an einem Strang ziehen. Dazu muss das Thema Compliance verständlich kommuniziert und konsequent durchgesetzt werden. Gute Kommunikationsfähigkeiten erleichtern auch die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen, der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat.
  • Lösungsorientiertes Denken und Handeln: Compliance-Manager:innen sind in ihrem Job häufig mit komplexen Herausforderungen konfrontiert, für die sie schnelle und effektive Lösungen finden müssen. Viele Arbeitgeber schätzen dabei eine gewisse Hands-on-Mentalität.
  • Organisationsfähigkeit: Die Aufgaben von Compliance-Managerinnen und -Managern sind enorm vielfältig. Zeit- und Ressourcenmanagement sind von großer Bedeutung, auch weil sie oft in einem engen Zeitrahmen arbeiten. Aber auch die systematische Überwachung von regelkonformem Handeln setzt eine gute Organisation voraus.

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