Hospitation

Hospitation

Im Rahmen einer Hospitation besuchen außenstehende Personen – in diesem Zusammenhang Hospitierende genannt – eine Einrichtung, um Einblicke in den dortigen Arbeitsalltag zu erhalten, die typischen Arbeitsprozesse kennenzulernen und so ein besseres Gesamtbild des Berufsbildes zu erhalten. Hospitationen dienen häufig dazu, die Entscheidung für oder gegen einen Beruf zu erleichtern. Zudem sind sie obligatorischer Teil bestimmter Studiengänge, um praktische Elemente des präferierten Berufsfeldes kennenzulernen. Der Begriff Hospitation entstammt dem lateinischen „Hospitari“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „zu Gast sein“. Die Teilnehmenden führen während der Hospitation in der Regel ausführlich Protokoll.

Inwiefern unterscheidet sich die Hospitation von einem Praktikum?

Zwar gibt es bezüglich der Gesamtdauer weder für eine Hospitation noch für ein Praktikum verbindliche Regeln. Trotzdem fällt eine Hospitation in aller Regel wesentlich kürzer aus. Meistens werden hierfür lediglich wenige Tage angesetzt. Auch eintägige Hospitationen sind keine Ausnahme. Praktika gehen über mehrere Wochen, manchmal sogar viele Monate und integrieren die Teilnehmenden fest in sämtliche Prozesse des Unternehmens. Die Praktikumskraft bekommt zunehmend klar definierte Tätigkeitsfelder zugeteilt und arbeitet wie die Festangestellten im Team mit. Hospitierende fungieren eher beobachtend. Sie schauen im Hintergrund auf das Prozedere, bekommen teilweise exemplarische Arbeitsprozesse vorgeführt und notieren sich wichtige Elemente des entsprechenden Berufsbildes.  

 

In welchen Berufen/Branchen wird hospitiert?

In einigen Berufsausbildungen sind Hospitationen verpflichtend. So gehören zum Medizinstudium mehrere Hospitationen in Hausarztpraxen, Kliniken oder anderen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung. Dies dient der Vermittlung von praktischen Elementen des Arztberufes, gerade im sehr theoretischen, vorklinischen Abschnitt der Medizinausbildung. Praktische Erfahrung in Form regelmäßiger Hospitationen sammeln auch Lehramtsstudierende. Dabei nehmen Hospitierende gemeinsam mit einer erfahrenen Lehrkraft am Unterricht teil, beobachten diese unter den Aspekten Wissensvermittlung, Gesprächsführung und Konfliktlösung und führen teilweise selbst durch die Schulstunde. Auch einer schauspielerischen Tätigkeit an einem Theater geht eine Hospitation voraus. Daneben sind freiwillige Hospitationen in praktisch allen Berufen möglich, beispielsweise in der Politik, bei der Polizei oder in Anwaltskanzleien.  

 

Was ist das Ziel einer Hospitation?

Eine Hospitation soll den Teilnehmenden einen möglichst umfangreichen Einblick in das Tätigkeitsfeld geben, in dem der Gastaufenthalt stattfindet. Dabei steht weniger die aktive Teilnahme am Tagesgeschäft als vielmehr die Vermittlung exemplarischer Situationen des Berufsbildes im Vordergrund. Freiwillige Hospitationen erleichtern Schülerinnen und Schülern, Studierenden und Wechselwilligen die Entscheidung über den weiteren beruflichen Lebensweg. Berufstätige bestimmter Branchen gewinnen Einblicke in Jobs, in denen sie zwar selbst nicht tätig sind, deren Entscheidungen aber Auswirkungen auf die dort Tätigen haben. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist eine in der Gesundheitspolitik tätige Person, die in einer Pflegeeinrichtung hospitiert. Verpflichtende Hospitationen dienen einerseits der kritischen Reflexion des eingeschlagenen Ausbildungsweges, andererseits vermitteln sie erste praktische Fertigkeiten, die im späteren Beruf unverzichtbar sind.  

 

Was sind Vorteile und Nachteile einer Hospitation?

Hospitierende bekommen die Möglichkeit, in relativ kurzer Zeit einen umfassenden Überblick über den präferierten Beruf zu erhalten, ohne hierfür umfassend recherchieren zu müssen oder langfristig dort tätig zu sein. Der Blick von außen ermöglicht dabei ein hohes Maß an Objektivität. Nachteilig wirkt sich eine Hospitation möglicherweise dann aus, wenn den Hospitierenden ein zu idealisiertes Bild des Berufes vermittelt wird, z. B. indem negative Facetten bewusst verschwiegen werden. Dies birgt die Gefahr von Enttäuschungen, sobald sich die Kandidatinnen und Kandidaten in Form von Praktika, Ausbildung oder Studium eingehender mit der Tätigkeit auseinandersetzen.