Gleitzeit ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem Arbeitnehmende ihre Arbeitszeiten individuell definieren und den täglichen Start- und Endzeitpunkt innerhalb eines gegebenen Rahmens selbst festlegen können. Ziel ist es, Beschäftigten so mehr Gestaltungsspielraum und Flexibilität zu ermöglichen. Es gibt verschiedene Gleitzeitmodelle, die sich in ihrem Umfang hinsichtlich der Gestaltung individueller Arbeitszeiten unterscheiden.

Inhaltsbersicht

Inhaltsübersicht

- Gleitzeitmodelle
- Flexible Arbeitszeitmodelle der qualifizierten Gleitzeit
- Vor- und Nachteile der Gleitzeit
- Was sind Gleittage?
- Was steckt hinter der Gleitzeitvereinbarung?
- Was versteht man unter Gleitspanne?
- Was versteht man unter Kernarbeitszeit?

Gleitzeitmodelle

Einfache Gleitzeit

Bei diesem Modell steht die tägliche Arbeitszeit, die im Rahmen des Arbeitsvertrags vereinbart wurde, fest. Bei einem 40-Stunden-Vertrag sind Angestellte beispielsweise verpflichtet, täglich acht Stunden zu arbeiten. Sie können aber individuell entscheiden, wann sie ihren Arbeitstag beginnen und entsprechend beenden möchten.

 

Gleitzeit mit Kernarbeitszeit

Bei diesem Modell gibt es einen vom Arbeitgeber festgelegten Zeitrahmen, innerhalb dessen Arbeitnehmende anwesend sein müssen. Die Kernarbeitszeiten können sich je nach Betrieb unterscheiden. Unternehmen versuchen ihren Mitarbeitenden so mehr Flexibilität zu ermöglichen und stellen durch die Kernarbeitszeit gleichzeitig sicher, dass Projekte gemeinsam vorangebracht werden können.

 

Qualifizierte Gleitzeit

Dieses Modell ermöglicht Arbeitnehmenden maximale Flexibilität. Sie können selbst über Arbeitsbeginn und -ende sowie über die Anzahl der täglichen Arbeitsstunden entscheiden, sind aber an die vom Arbeitgeber vertraglich vereinbarte wöchentliche, monatliche oder jährliche Gesamtarbeitszeit gebunden. Die qualifizierte Gleitzeit unterscheidet wiederum verschiedene Modelle. Dazu zählt die Gleitzeit mit Funktionszeit, das Jahresarbeitszeitkonto, das Lebensarbeitszeitkonto sowie das Ampelkonto.   

Die flexiblen Arbeitszeitmodelle der qualifizierten Gleitzeit 

Gleitzeit mit Funktionszeit

Die Gleitzeit mit Funktionszeit greift die Idee der Gleitzeit mit Kernarbeitszeit auf. Der Fokus liegt aber nicht auf den einzelnen Arbeitnehmenden, sondern vielmehr auf der Fachabteilung. Demnach entscheidet das Team gemeinsam, wer die Kolleginnen und Kollegen innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens vertritt. Dabei muss sichergestellt werden, dass die Abteilung in dieser Zeit funktionsfähig bleibt. Die Gleitzeit mit Funktionszeit findet vor allem in Unternehmen und Abteilungen Anwendung, in denen einzelne Arbeitnehmende mit ihren Aufgaben durch Kolleginnen und Kollegen vertreten werden können, wie z.B. im Dienstleistungssektor. 

Jahresarbeitszeitkonto

Bei diesem Modell wird eine individuelle, jährliche Sollarbeitszeit vereinbart. Beschäftigte können entscheiden, wie viele Arbeitsstunden wöchentlich bzw. monatlich absolviert werden. Zum Ende des Jahres müssen sie aber auf die vertraglich geregelte Sollarbeitszeit kommen. Der Monatslohn bleibt immer gleich, auch wenn sich die geleisteten Arbeitsstunden von Monat zu Monat unterscheiden. Dieses Modell ist sowohl für Vollzeit- als auch Teilzeitarbeitende anwendbar. Bei Letzteren wird die jährliche Arbeitszeit auf das reduzierte Arbeitspensum heruntergebrochen.

Lebensarbeitszeitkonto

Eine erweiterte Form der Jahresarbeitszeit ist die Lebensarbeitszeit. Bei diesem Modell wird Arbeitszeit oder Arbeitsgeld über einen längeren Zeitraum angespart, um davon später zu profitieren. Überstunden, nicht wahrgenommene Urlaubstage oder z.B. Urlaubs- und Weihnachtsgeld können über einen längeren Zeitraum zurückgelegt werden und zu einem späteren Zeitpunkt in Form eines Sabbaticals, einer verlängerten Elternzeit oder einer früheren Rente ausgezahlt werden. Diese Form des Arbeitszeitkontos muss individuell mit dem Arbeitgeber abgesprochen werden.

Ampelkonto

Auch bei einem Ampelkonto genießen Arbeitnehmende zeitliche Flexibilität. Allerdings setzt der Arbeitgeber in diesem Fall einen Rahmen fest, innerhalb dessen Beschäftigte eine festgelegte Anzahl an Überstunden abbauen bzw. Minusstunden machen können. Die verschiedenen Phasen drückt der Arbeitgeber ähnlich der Logik von Verkehrsampeln aus.

Grüne Phase: Innerhalb der grünen Phase haben Angestellte einen Spielraum von plus 20 bis minus 20 Stunden im Monat. Sie können in Absprache mit dem Team frei entscheiden, wann die Minus- bzw. Überstunden aufgewendet werden, nur freie Tage müssen mit den Vorgesetzten abgestimmt werden.

Gelbe Phase: Liegen Arbeitnehmende zwischen 20 und 30 Plus- bzw. Minusstunden, dürfen nur nach Rücksprache mit den Vorgesetzten weitere Fehlzeiten bzw. Überstunden geleistet werden.

Rote Phase: Befinden sich Beschäftigte in der roten Phase, liegen sie mit ihrem Arbeitszeitkonto bei mehr als 30 Über- bzw. 30 Minusstunden pro Monat. In diesem Falle muss der Ausgleich des Arbeitszeitkontos mit den Vorgesetzten abgestimmt werden.

Was sind die Vorteile der Gleitzeit?

Arbeitnehmende

 

Arbeitsweg: Arbeitnehmende, die morgens mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen und einen längeren Arbeitsweg haben, können über eine Gleitzeitregelung verhindern, zu Hauptverkehrszeiten in den Stau zu geraten oder überlaufene Busse oder Bahnen in Anspruch nehmen zu müssen. Der Arbeitsweg wird so angenehmer und kann in den meisten Fällen schneller zurückgelegt werden.

 

Berücksichtigung des individuellen Arbeitsrhythmus: Manche Arbeitnehmende arbeiten früh morgens am produktivsten. Andere wiederum bevorzugen morgens auszuschlafen und können spät nachmittags oder abends besser arbeiten. Durch die Berücksichtigung des individuellen Arbeitsrhythmus profitieren Unternehmen im besten Falle von einer Leistungssteigerung der Angestellten.

 

Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Familien mit einem oder mehreren Kindern haben die Flexibilität, die beruflichen Arbeitszeiten an Schul- oder Kita-Zeiten anzupassen. Gerade, wenn beide Elternteile berufstätig sind, können flexible Arbeitszeiten eine große Unterstützung im Alltag bieten.

 

Work-Life-Balance: Auch bei privaten Terminen können flexible Arbeitszeiten eine Erleichterung sein. Termine beim Arzt bzw. bei der Ärztin oder Handwerksleistungen können während der Arbeitszeit wahrgenommen werden und müssen nicht auf den Feierabend verlegt werden.

 

 

 

Arbeitgeber

 

Produktiveres und besseres Betriebsklima: Die gestiegene Flexibilität und der größere Gestaltungsspielraum wirken sich positiv auf das Betriebsklima und die Zufriedenheit von Arbeitnehmenden aus. Anstatt die täglichen acht Arbeitsstunden „abzusitzen“, kommen sie bei einer Gleitzeitregelung motivierter zum Job und arbeiten im besten Falle auch produktiver. Die Wertschätzung gegenüber dem Arbeitgeber steigt und langfristig kann die Mitarbeitendenfluktuation so verringert werden.

 

Saisonale Anpassung der Arbeitszeiten: Gerade in saisonal abhängigen Branchen, wie z.B. dem Gartenbau, macht es für Arbeitgeber Sinn, Arbeitszeiten monatsweise anzupassen. In saisonalen Hochphasen, in denen viele Aufträge generiert werden, können Arbeitnehmende ihre Minusstunden, die über die auftragsschwachen Monate aufgebaut wurden, abbauen und so zu einem gesteigerten Unternehmenserfolg beitragen.

Was sind die Nachteile der Gleitzeit?

Arbeitnehmende

 

Gestiegene Eigenverantwortung: Ein Arbeitsvertrag mit Gleitzeit bedeutet auch gleichzeitig die Übernahme von mehr Eigenverantwortung. Denn am Ende einer Woche, eines Monats oder eines Jahres muss die Anzahl der vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden stimmen. Arbeitnehmende, die nicht regelmäßig ihre Arbeitszeitkonten überprüfen, müssen die Fehlstunden eventuell später nacharbeiten.

 

Die Teamkommunikation leidet: Gerade bei gemeinsamen Projekten, bei denen Kolleginnen und Kollegen von der Arbeit der anderen abhängig sind, wird die Zusammenarbeit durch Gleitzeitmodelle deutlich erschwert. Unter Umständen können einzelne Projekte in Zeitverzug kommen.

 

 

 

 

Arbeitgeber

 

Wenig gemeinsame Arbeitszeit: Bei Arbeitsverträgen mit uneingeschränkter Gleitzeit kann die Teamarbeit leiden, da gemeinsame Arbeitszeiten durch individuelle Gestaltungsmöglichkeiten deutlich geringer werden und Abstimmungen so schwieriger umzusetzen sind.

 

Möglicher Missbrauch: Werden keine gesonderten Arbeitszeitkonten verwendet, über die die Arbeitszeiten der Mitarbeitenden nachvollzogen werden, können flexible Arbeitszeiten schnell missbraucht werden.

 

Gefährdung des Arbeitsschutzgesetzes: Bei Arbeitnehmenden, die uneingeschränkt Gleitzeit genießen, kann es vorkommen, dass Pausenzeiten nicht ausreichend eingehalten werden.

 

Was sind Gleittage?

Alternativ zur Gleitzeit, bei der Arbeitnehmende an bestimmten Tagen freiwillig zusätzliche Arbeitsstunden leisten, um diese an einem anderen Tag „abzufeiern“, können Angestellte auch nach Absprache mit dem Arbeitgeber Gleittage nehmen. Das bedeutet, sie nehmen sich einen ganzen Tag als Ausgleich frei. Die Anzahl der Gleittage, die sie nehmen dürfen, ist abhängig von der Gleitzeitperiode – dem Zeitraum, in dem Zeitguthaben auf- und abgebaut werden kann. Je länger die Gleitzeitperiode ist, desto mehr Gleittage sind möglich. Die Gleitzeitregelung kann von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich aussehen und ist in der Regel in der Betriebsvereinbarung festgelegt.

Was steckt hinter der Gleitzeitvereinbarung?

Die Gleitzeitvereinbarung ist eine schriftlich festgelegte und betrieblich individuelle Regelung der Gleitzeit und muss, damit sie rechtens ist, sowohl vom Arbeitgeber als auch der angestellten Person unterzeichnet werden. Sie enthält u.a. Regelungen zur Dauer der Gleitzeitperiode, der Kernarbeitszeit, den täglichen bzw. wöchentlichen Höchstarbeitszeiten und bestimmt, wie Überstunden und Gleitzeit zu handhaben sind. Gleitzeitvereinbarungen werden in der Regel in Unternehmen eingesetzt, die einen Betriebsrat haben. Dieser hat laut Paragraf 87 des Betriebsverfassungsgesetzes ein erzwingbares Mitbestimmungsrecht bei der Regelung der Gleitzeit im Unternehmen.
Firmen, die über keinen Betriebsrat verfügen, können die Gleitzeit gemäß des Direktionsrechts z.B. über schwarze Bretter verkünden. In diesem Fall wird die Gleitzeit nicht vertraglich geregelt und kann zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder abgeschafft werden.

Was versteht man unter Gleitspanne? 

Gleitzeitmodelle setzen sich aus einer sogenannten Gleitspanne und einer Kernarbeitszeit zusammen. Die Gleitspanne ist dabei der Zeitrahmen, in dem Arbeitnehmende den Arbeitsbeginn sowie das Arbeitsende frei wählen können. Die Gleitspanne könnte demnach morgens zwischen 7 und 9 Uhr sowie abends zwischen 16 und 18 Uhr festgelegt sein.

Was ist unter Kernarbeitszeit zu verstehen? 

Mit Kernarbeitszeit ist die Zeitspanne gemeint, zu der Arbeitnehmende verpflichtend arbeiten müssen. Überträgt man die Kernarbeitszeit auf das Beispiel im vorherigen Abschnitt läge die Kernarbeitszeit zwischen 9 und 16 Uhr.