Vorstellungsgespräche per Video, Skype oder Telefon | Teil 3

Digitales Vorstellungespraech

Nachdem wir uns in Teil 1 und 2 unserer Artikelserie mit dem Video-Interview und dem Vorstellungsgespräch per Skype beschäftigt haben, geht es nun im letzten Artikel der Serie um das Telefon-Interview. Wie unterscheidet sich das Telefon-Interview von den anderen Varianten des Vorstellungsgesprächs? Und was sind hier die Vor- und Nachteile? Wir liefern Ihnen nachfolgend die Antworten auf diese Fragen.

Mann telefoniert

Das Telefon-Interview

Wie das Face-to-Face-Interview ist das Vorstellungsgespräch per Telefon eine klassische Variante, um den ersten Kontakt zwischen Arbeitgebern und Bewerbern herzustellen. Sehr viele, vor allem große Unternehmen greifen schon lange auf diese Form das Vorstellungsgesprächs zurück und schätzen diese Möglichkeit vor allem aufgrund der Effizienz und Flexibilität. So können Jobinterviews per Telefon schnell und unkompliziert mit Bewerbern vereinbart werden und lassen sich nahezu in jedem Kalender unterbringen. Denn das Gespräch am Telefon dauert meistens nicht länger als eine halbe Stunde.

Der Ablauf des Telefon-Interviews ist ähnlich wie der eines Face-to-Face-Interviews, nur ist das Gespräch in Summe kürzer und findet nur zwischen einem Personaler des Unternehmens sowie dem Bewerber statt. Das telefonische Interview dient als erstes Kennenlernen und als eine Art Vorauswahl, die vor dem persönlichen Vorstellungsgespräch durchgeführt wird. Der Personaler verschafft sich mit gezielten Fragen einen ersten Eindruck vom Bewerber und gibt ihr oder ihm nähere Informationen über das Unternehmen sowie die ausgeschriebene Stelle. Ziel soll es sein, dass beide Seiten einen guten ersten Eindruck bekommen, auf Basis dessen sie sich entscheiden können, ob weiterhin Interesse an einer Zusammenarbeit besteht. Ist der erste Eindruck auf beiden Seiten positiv, folgt auf das mündliche Kennenlernen meist relativ zeitnah ein weiteres Gespräch, dass je nach zeitlichen und räumlichen Gegebenheiten digital (per Skype/Video) oder persönlich stattfindet. Das zweite Gespräch wird dann auch von ein bis zwei Führungskräften begleitet, die ebenfalls in Erfahrung bringen wollen, ob der ausgewählte Bewerber ein guter Kandidat für die offene Stelle ist. Insgesamt ist das Telefon-Interview somit meistens eine Ergänzung zu weiteren Auswahlverfahren.

Nachteile, die diese Form das Interviews mit sich bringt:

- Ausschließlich mündliche Kommunikation

Während eines Telefon-Interviews haben die Gesprächspartner ausschließlich die Möglichkeit, sich über das Gesagte besser kennenzulernen. Die Stimme – ihre Tonalität und Klangart – die Sprechgeschwindigkeit sowie die Wortwahl sind somit die einzigen Parameter, die die Gesprächspartner nutzen können, um einen Eindruck von der anderen Person zu erhalten. So kann es schnell passieren, dass das Gegenüber missverstanden oder falsch eingeschätzt wird. Denn je mehr Eindrücke ich von meinem Gesprächspartner aufnehmen kann, desto aussagekräftiger kann ich mir ein Bild von ihr oder ihm machen.

- Nur zwei Gesprächsteilnehmer

Ein weiterer Nachteil ist der, dass das Telefon-Interview in der Regel nur zu zweit geführt wird. Drei oder mehr Teilnehmer bringen nur Unruhe in das Gespräch und verunsichern den Bewerber, da es Schwierigkeiten bereiten würde, die gehörten Stimmen den richtigen Personen zuzuordnen. Ob der Bewerber in die engere Auswahl kommt, hängt folglich ausschließlich von der Einschätzung des Personalverantwortlichen ab.

- Unterschätzter Auswahlprozess

Aufgrund der Kürze des Gesprächs sowie der eingeschränkten Kommunikation, begegnen Bewerber dieser Variante des Vorstellungsgesprächs häufig mit weniger Ernsthaftigkeit. Sie schieben das Telefonat unbedacht in ihren Kalender und bereiten sich nur solide auf den Austausch vor. Viele sind der Meinung, das „richtige“ Vorstellungsgespräch würde erst noch kommen und heben sich die intensive Vorbereitung für einen späteren Zeitpunkt auf. Leider unterschätzen sie dabei jedoch den negativen ersten Eindruck, den sie mit dieser Einstellung hinterlassen können. Die Folge ist, dass diese Bewerber schneller vom Unternehmen aussortiert werden, als es ihnen lieb ist. Das ist sowohl für Bewerber als auch für Unternehmen schade. Denn eigentlich gut geeignete Kandidaten werden vom potenziellen Arbeitgeber schlechter bewertet, als es bei einer anderen Interview-Variante womöglich der Fall wäre.

Vorteile, die sich auf der anderen Seite finden lassen, sind Folgende:

+ zeitliche Flexibilität

Aufgrund der Tatsache, dass ein Telefon-Interview in der Regel nur um die 30 Minuten dauert, gestaltet sich die Terminfindung meist unkompliziert und flexibel. Gerade wenn die Stellenbesetzung zeitnah erfolgen soll, ist das ein klarer Vorteil.

+ örtliche Flexibilität

Für den telefonischen Austausch können der Personaler sowie der Bewerber von überall zusammenkommen. Heutzutage ist jeder mit einem Smartphone ausgestattet und bringt so die Flexibilität mit, ortsunabhängig für ein telefonisches Vorstellungsgespräch zur Verfügung zu stehen.

+ unkomplizierte Terminvereinbarung

Einher mit der zeitlichen und örtlichen Flexibilität geht die unkomplizierte Terminfindung. Abgesehen von der inhaltlichen Vorbereitung geht das Vorstellungsgespräch zeitlich nicht über die 30 Minuten des Telefonats hinaus. Zudem muss der Bewerber sich und/oder seine Räumlichkeiten optisch nicht vorbereiten. Das Business-Outfit kann für diese Variante des Jobinterviews im Schrank hängen bleiben und auch das Zuhause braucht für den Termin nicht extra vorbereitet werden.

+ geringere Nervosität aufgrund der gebotenen Anonymität

Der letzte zu erwähnende Vorteil ist die geringere Nervosität. Durch die vertraute Umgebung sowie den verhältnismäßig anonymen Austausch über das Telefon fühlen sich die meisten Bewerber während des Interviews sicherer und wohler. So können leicht schwitzende Hände, unsichere Blicke oder unruhige Bewegungen vom Personaler nicht registriert und bewertet werden und Bewerber müssen nicht direkt so viel von sich Preis geben, wie bei einem Face-to-Face-Interview. Das verschafft vor allem Unerfahrenen Mut und hilft ihnen dabei, ihre Hemmschwelle abzubauen.

 

 

SK

Sina Kardatzki
Wirtschaftspyschologin & Expert Referentin für Marketing und Kommunikation bei Brunel