Im ersten Teil dieser Artikelreihe haben wir das Video-Interview im Vergleich zum Face-to-Face-Interview vorgestellt und Vor- und Nachteile aufgezeigt, die sich für Bewerber und Arbeitgeber ergeben. In diesem Artikel knüpfen wir daran an und geben einen Überblick über das Skype-Interview.
Das Skype-Interview
Das Vorstellungsgespräch via Skype ist eine Mischung aus einem Face-to-Face-Interview und einem Video-Interview. Zwar treffen Bewerber und Ansprechpartner des Unternehmens nicht persönlich aufeinander, dennoch führen sie ein klassisches Gespräch, bei dem beide Seiten Fragen stellen und Antworten geben können. Dabei machen die meisten Unternehmen inhaltlich keinen Unterschied zwischen einem persönlichen Vorstellungsgespräch und einem Skype-Interview. Hat die Personalabteilung des Unternehmens eine interessante Bewerbung erhalten und möchten die Personaler sowie die Führungskräfte den Bewerber näher kennenlernen, laden sie sie oder ihn per Telefon oder E-Mail zu einem ersten digitalen Kennenlernen ein. Es wird nach einem Termin geschaut, der für beide Parteien möglich ist und statt der Unternehmensadresse erhält der Bewerber Login-Daten für einen virtuellen VC-Raum, indem das Gespräch stattfinden wird.
Der Ablauf des Gesprächs erfolgt dann nahezu identisch zu einem klassischen Jobinterview: Es startet mit einem lockeren Einstieg und Smalltalk, dann erfolgt eine Vorstellungsrunde der anwesenden Ansprechpartner, in der sie sich und das Unternehmen sowie gegebenenfalls die ausgeschriebene Stelle vorstellen und dann bekommt der Bewerber das Wort übergeben. Nacheinander beantwortet er Fragen zu seiner Person, seinen Kenntnissen und Fähigkeiten sowie zu seinen Interessen und parallel bemüht sich der potenzielle Arbeitgeber darum, mithilfe der Antworten ein rundes Bild vom Bewerber zu erhalten. Sind alle offenen Fragen seitens des Unternehmens beantwortet, erhält der Bewerber anschließend die Möglichkeit, eigene offene Punkte und Fragen anzusprechen. Ist der Informationsbedarf beider Seiten gedeckt, neigt sich das Gespräch dem Ende zu und wird mit einem mündlichen Verbleib für den weiteren Bewerbungsprozess sowie einer Verabschiedung beendet.
Auch wenn der Ablauf insgesamt nicht neu ist, hat das digitale Gespräch dennoch einige Besonderheiten parat. So ist es für einen reibungslosen Austausch via Skype entscheidend, dass die Gesprächsteilnehmer nacheinander sprechen und sich nicht unterbrechen. Denn ansonsten kann es für alle Beteiligten schwierig werden, sich zu verstehen. Es dient hier nicht nur der Höflichkeit, sondern auch der Akustik, dass man sich gegenseitig ausreden lässt. Weiterhin kann es von Vorteil sein, das eigene Mikrofon auf stumm zu schalten, wenn man sich in der Zuhörer-Rolle befindet. Denn auch Hintergrundgeräusche können das Gespräch stören. Eine weitere Besonderheit des Skype-Interviews ist das begrenzte Sichtfeld. Je nachdem, wie nah die Teilnehmer an der Webcam sitzen, ist im Bildausschnitt nur der Kopf sowie der obere Teil des Oberkörpers zu sehen. Bewerber, die bisher noch keine oder nur wenige Erfahrungen mit Skype gesammelt haben, sollten sich daher vorher anschauen, wie viel des eigenen Körpers auf dem anderen Bildschirm zu sehen sein wird. In Orientierung daran sollte dann die eigene Mimik und Gestik optimiert werden. Es empfiehlt sich, das Gesagte mehr mit einem passenden Gesichtsausdruck als mit ausfallender Gestik zu unterstreichen. Zu guter Letzt sei noch auf folgende Besonderheit hingewiesen: In der Regel befinden sich die Bewerber während des Skype-Interviews in ihrer vertrauten Umgebung. Um trotzdem einen professionellen Eindruck zu hinterlassen, sollte das Outfit und der Raum für die Live-Übertragung bewusst ausgewählt werden. Auch wenn der Bildausschnitt klein ist, sehen die Personaler und/oder Führungskräfte dennoch Ausschnitte, die sie unbewusst oder sogar bewusst in die Beurteilung mit einfließen lassen. Ein professionelles Bewerbungsoutfit und ein aufgeräumtes Zuhause können daher den Ausschlag geben.
Vor- und Nachteile des Skype-Interviews
Die Vor- und Nachteile des Skype-Interviews orientieren sich größtenteils an denen des Video-Interviews. Ergänzend dazu können noch die folgenden zwei speziellen Vorteile genannt werden:
+ Interaktion
Der Vorteil schlechthin, der bei einem Video-Interview fehlt, ist die zweiseitige Kommunikation. Wie in einem persönlichen Gespräch ist mit Skype eine Interaktion zwischen allen Beteiligten möglich, bei der beide Seiten Fragen stellen, Antworten geben und spontan auf das Gesagte des Gegenübers reagieren können. Der Bewerber nimmt somit nicht nur die passive Rolle des Antwortgebers ein, sondern kann zusätzlich auch durch Fragen und selbstgewählte Gesprächsthemen daran arbeiten, den potenziellen, zukünftigen Arbeitsplatz, inklusive der Kollegen und Vorgesetzten, näher kennenzulernen.
+ umfassender Eindruck
Auch wenn das Vorstellungsgespräch digital stattfindet, ist es bei dieser technikgestützten Variante möglich, einen umfassenden Eindruck vom Bewerber bzw. Unternehmen zu erhalten. Durch das Live-Gespräch können spontane Äußerungen ebenso aufgenommen und bewertet werden, wie die Mimik, Gestik und Körperhaltung des Gegenübers. Anders als beim Video-Interview ist es hier somit möglich, einen authentischen und umfassenden Eindruck zu gewinnen, bei dem sowohl weiche Faktoren wie Sympathie und Motivation als auch harte Faktoren wie Kenntnisse und Fähigkeiten bewertet werden können.