Während der Fahrt auf regennasser Straße kommt plötzlich die Sonne durch die Wolken und verwandelt die gesamte Fahrbahn in eine gleißende Oberfläche: eine Situation, mit der wohl jeder Autofahrer schon konfrontiert war. Adrien Jathe erlebte genau das vor vier Jahren als Beifahrer im Wagen seiner Eltern – und hatte in diesem Moment eine Idee, die mittlerweile weltweit für Aufmerksamkeit sorgt. „Mein Vater und alle anderen rasten quasi blind über die Autobahn“, erinnert sich der heute 19-Jährige. „Da wurde mir klar: Es braucht eine Sonnenbrille, die gezielt nur die blendenden Lichtquellen abdunkelt, aber nicht das Navi und die Armaturen.“
Der damalige Schüler, der sich selbst als zielorientiert, neugierig und hochmotiviert beschreibt, begann zu tüfteln: In seinem Zimmer zuhause, dessen eine Hälfte er zu einem Labor umfunktioniert hat. Dort entwickelte Jathe Schritt für Schritt eine intelligente Brille, deren Struktur aus vielen nebeneinanderliegenden Sechsecken besteht. Die einzelnen Waben sind mit transparenten organischen Solarzellen sowie Flüssigkristallzellen gefüllt. Fällt nun Licht in einige der Sechsecke, erzeugen die jeweiligen Solarzellen Spannung und verdunkeln die Flüssigkristallzellen in weniger als 100 ms: So wird blitzschnell nur der Sichtbereich abgedunkelt, aus dem die Lichtquelle stammt. „Die Brille kommt für den privaten Gebrauch in Frage, aber auch als Pilotenbrille gegen Laserpointer-Angriffe oder als Schweißbrille in der Industrie“, meint Adrien Jathe.

Dass er die Fachwelt mit seiner „Flashade“ – ein Wortspiel aus den Begriffen Flash = Blitz und Shade = Schatten – begeistert, wird unter anderem an den vielen Preisen deutlich, die er schon gesammelt hat: vom vierten Platz beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ über mehrere erste Plätze beim chinesischen Naturwissenschaftlichen-Wettbewerb „CASTIC“ sowie beim Jugendwettbewerb „Intel International Science and Engineering Fair“ in den USA bis hin zu einer Einladung zur Nobelpreis-Verleihung in Stockholm. Um seine Idee in die Praxis umsetzen zu können, las er etliche Patentschriften und Veröffentlichungen und führte Gespräche mit Fachleuten aus unterschiedlichen Technologiefeldern. Mittlerweile hat er Forschungsinstitute, Unternehmen und Brillenhersteller an seiner Seite, die ihn bei der weiteren Entwicklung unterstützen. Ein Patent für seine Erfindung hat Adrien Jathe schon angemeldet. Zwar trägt Adrien Jathe selbst schon einige Modelle der Brille, er arbeitet aber noch an einem endgültigen Prototyp: Bei diesem sollen die Größe der Sechsecke noch so stark minimiert werden, dass sie für das Auge nicht mehr wahrzunehmen sind. Angesichts der Zielstrebigkeit des 19-Jährigen ist davon auszugehen, dass ihm auch das gelingen wird. Und dann kann seine innovative Brille, die es auch mit Sehstärken geben soll, so richtig durchstarten.

Porträt
Adrien Jathe (19) hat im Mai 2020 an der Metropolitan School Frankfurt das internationale Abitur „International Baccalaureate“ mit Höchstpunktzahl abgelegt. Aktuell ist er am Imperial College London für den Masterstudiengang Maschinenbau eingeschrieben.
Hier geht es zur Website: http://jathec.de/